Max Süss – Tradition hat einen Namen

Max Süss – Tradition hat einen Namen

Der Anfang einer großen Geschichte
Friedrich August Moritz Süss – mit diesem Namen beginnt die Geschichte des Unternehmens. Der am
13. Februar 1818 geborene Moritz Süss gehörte einer seit 1386 in Cranzahl ansässigen, hoch
renommierten Familie an und genoss das Privileg eines Textiltechnik-Studiums in Chemnitz. Seine
erste Anstellung fand der Mechanikus – wie er sich selbst nannte – bei Herrn von Kleist im heutigen
Abertamy, Tschechien, wo er für den Betrieb eine Baumwollspinnerei errichtete. Mit dem dort
verdienten Geld sowie der Hochzeit mit Therese Adelheide, geborene Lorenz, war der Grundstein für
die Selbstständigkeit gelegt.
Die Eheleute kauften ein Bauerngut an der heutigen Karlsbader Straße in Cranzahl, welches nach
einem Blitzschlag komplett abbrannte und durch ein großes Wohnhaus mit angeschlossenen
Gewerberäumen ersetzt wurde. Für den Antrieb der Maschinen erwarb Moritz Süss den Mühlgraben
der „Haas-Mühle“ und führte ihn unterirdisch bis zum Haus weiter. Fortan war ein oberschlächtiges
Mühlrad für den Antrieb der Maschinen zuständig.
Die Produktion konnte starten und Moritz Süss entschied sich in die Herstellung von Litzen, Borten
und Bänder zu investieren, welche in der Region Annaberg weit verbreitet waren und für die es
weltweit einen Markt gab, da sie an Kleidern und Hüten als besonders modisch galten. Die Geschäfte
liefen gut und schon bald wurden die Produktionsflächen erweitert.
Die offizielle Betriebsgründung folgte 1860, nachdem in Sachsen ein neues Gesetz über die
Gewerbefreiheit in Kraft trat und fortan nicht nur Handwerksmeister einen eigenen Betrieb führen
durften. Das Unternehmen Max Süss ist somit der älteste, bis heute produzierende Industriebetrieb
der Region.
Am 04. Oktober 1888 verstarb Moritz Süss im Alter von 70 Jahren und hinterließ drei Söhne sowie
eine Tochter. Der älteste Sohn gründete in Berlin ein eigenes Unternehmen, der zweite baute in
Annaberg-Buchholz eine Textilfabrik, die bis 1990 in Betrieb war, und der jüngste Sohn – Max –
geboren am 02. Februar 1873, war zu diesem Zeitpunkt erst 15 Jahre alt, so dass er den Betrieb nicht
weiterführen durfte. Die Produktion wurde deshalb kurzzeitig stillgelegt. In der Zwischenzeit verstarb
auch Mutter Therese Adelheide am 01. November 1893 und Tochter Elisabeth übernahm die Aufgabe
„des guten Familiengeistes“. Sie hatte ein Auge auf ihren jüngeren Bruder Max und sorgte für das
Wohl der Arbeiter sowie vieler Verwandter. Max Süss konnte derweilen sein Studium an einer
angesehenen Ingenieur-Schule in Mittweida abschließen.


Revolutionär Max Süss übernimmt
Im Jahr 1894 erlangte Max Süss die Volljährigkeit, ließ sich im Handelsregister eintragen und fing
unverzüglich mit der Umsetzung seines theoretischen Wissens an. Er investierte in eine
Gegenstromturbine sowie einen Generator und konnte bereits im Jahr 1903 mit der eigenen

Stromerzeugung für Produktionsstätte sowie Wohnhaus beginnen. Eine wahre Revolution, denn zu
dieser Zeit gab es in ganz Cranzahl noch keine elektrische Beleuchtung. Selbst für die
Sommermonate, wenn das Wasser des Mühlgrabens für die Stromproduktion nicht mehr ausreichte,
hatte der kluge Kopf des Unternehmens eine Lösung: Er kompensierte das Defizit, indem er eine
Dampfmaschine in einem Kesselhaus errichten ließ.
Noch im gleichen Jahr erbaute er ein neues Betriebsgebäude im „Shed-Bau“, einer bis dahin im
Erzgebirge unbekannten Bauweise, die eine stützenfreie Produktionshalle ermöglichte. Die Anzahl der
Mitarbeiter wuchs bis zum Jahr 1910 auf 250 heran und schon bald mussten weitere Hallen in HolzLeichtbauweise errichtet werden.

Der erste Weltkrieg: ein Unternehmen im Umbruch
Während des ersten Weltkrieges verhängten die Engländer eine Kontinentalsperre, um die
Versorgung einzuschränken. Es bestand ein sofortiger Mangel an Baumwolle und viele Unternehmen
orientierten sich zwangsweise um. Zahlreiche Papiergarnspinnereien wurden gegründet, deren
Erzeugnisse vorrangig für die Herstellung von Kleidung und Taschen verwendet wurden. Auch Max
Süss stieg 1916 in die Produktion ein und entwickelte ein spezielles Papiergarn mit Wachs-Zusatz,
welches die Bauern für das Binden der Garben verwendeten. Ein Produkt, welches sonst kein anderer
Anbieter im Portfolio hatte und welches bis heute bei Max Süss produziert wird, in der Landwirtschaft
jedoch in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts allmählich durch Polypropylen Garne abgelöst
wurde.
Außerdem lernte Max Süss auf einer Reise nach Wuppertal das Weben von Bändern kennen. Da es
so etwas im Erzgebirge bislang nicht gab, kaufte er mehrere Bandwebstühle und warb – zur
Bedienung und Wartung – entsprechend fachkundige Arbeitskräfte an, die mit ihren Familien nach
Cranzahl umsiedelten.
Um seine Borten, Bänder und Schnüre zu verkaufen, installierte Max Süss Niederlassungen mit
eigenen Vertretern in New York, Boston sowie Moskau und reiste auch selbst in den 1930er Jahren
mit der Bahn nach Russland um dort Vertreter und Kunden zu besuchen.

Weltwirtschaftskrise und 2. Weltkrieg: schwere Zeiten für Max Süss
Mit der Weltwirtschaftskrise zum Ende der 1920er Jahre kam die Produktion fast zu erliegen. Viele
Mitarbeiter hatten keine Anstellung mehr, die Familienmitglieder mussten plötzlich im Unternehmen
aushelfen und die Lebensmittelversorgung konnte nur aufgrund des hauseigenen Obst- und
Gemüsegartens mit Fischteich sowie durch die eigene Kleintierhaltung aufrecht erhalten werden.
Das sonst so florierende Unternehmen stand kurz vor dem Abgrund, die Grundsteuer konnte nicht
entrichtet werden und Max Süss überließ der Gemeinde als Ausgleich einen Teil des südlichen
Grundstückes.
Weitere schwere Einschnitte folgten im Verlauf des zweiten Weltkrieges. So entschied die Regierung
über den Kopf von Max Süss hinweg, dass die Bandwebstühle des Unternehmens zwangsweise und
ohne Entschädigung von Cranzahl in das schwer von Bomben verwüstete Wuppertal zu bringen
seien.
Später, als auch in Berlin die ersten Bomben fielen und viele Betriebe zerstört wurden, sollte ein
Berliner Unternehmen sogar gänzlich nach Cranzahl verlagert werden. Zeitzeugen berichten, dass
Max Süss darüber so erbost war, dass es zu einem heftigen Streit kam, welcher darin enden sollte,
dass er dem Übermittler der Botschaft einen Schlag ins Gesicht versetzte. Der Gegenschlag brachte
den damals 71-Jährigen zwar kurzfristig zu Fall, trotzdem ging Max Süss als Gewinner aus dieser
Konfrontation heraus: Die Verlagerung des Berliner Betriebs wurde verhindert.
Dennoch waren die Verluste immens und als der Krieg zu Ende war, ging es dem Unternehmen
schlechter denn je.

Max Süss ohne Max Süss
Im Jahr 1946 wollten die neu installierten kommunistischen Behörden Max Süss enteignen, da man
ihm eine kapitalistische Denkweise unterstellte. Es kam nach langen Verhandlungen zu einem

Vergleich: Der Betrieb wurde nicht enteignet, aber Max Süss durfte sein eigenes Unternehmen,
welches er über 50 Jahre geführt hatte, nicht mehr betreten. Es wurde ein staatlicher Treuhänder
eingesetzt, dessen einzige Aufgabe die Kontrolle der Unternehmungen war, die der kommunistischen
Sache nicht widersprechen durften.
Da Max Süss keine eigenen Kinder hatten, bot er seinen zahlreichen Neffen und Nichten an, den
Betrieb weiter zu führen. Doch das Interesse war nicht sonderlich groß. Einzig seine Nichte Inge
Weber, geboren am 31. Dezember 1919 in Berlin und ihrerseits Lehrerin, wollte den Betrieb nicht
sterben sehen. Sie führte das Unternehmen ab 1948 mit viel persönlichem Engagement und entgegen
jeglichen Widerstands weiter. Ihr Ehemann Kurt Weber, geboren am 12. Juni 1923 in Geyersdorf, war
ein Jahr zuvor aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden, lernte das Posamenten Handwerk
kennen und war ab 1956 von Zeit zu Zeit in Cranzahl tätig. Im Jahr 1962 verstarb Inge Weber nach
mehrjähriger Krankheit und hinterließ drei Kinder. Ihr Mann versuchte den Betrieb durch
Modernisierungen und Renovierungen zu erhalten. Jedoch wurden ihm dabei viele Steine in den Weg
gelegt. Die staatlichen Stellen vergaben keine Kredite mehr an privat geführte Untenehmen – damit
diese zur Aufgabe gezwungen wurden – und so blieb auch Kurt Weber im Jahr 1964 schließlich nichts
anderes mehr übrig, als einer staatlichen Beteiligung von 30 % zuzustimmen.

Staatliche Enteignung und Fortführung des Betriebs
Im Jahr 1972 erfolgte über Nacht die staatliche Enteignung aller Betriebe der DDR. Kurt Weber blieb
daraufhin als angestellter Betriebsleiter im vorher eigenen Betrieb tätig. Das Unternehmen Max Süss
wurde gemeinsam mit anderen Betrieben zu dem Kombinat Technische Textilien zusammengeführt
und zentral verwaltet. Die Produktion war fortan stark eingeschränkt, Investitionen erfolgten keine und
der Betrieb verfiel zusehends.
Im Jahr 1990, nach dem Ende der DDR, entschlossen sich die Erben Inge Webers den Betrieb von
der Treuhandanstalt zurückzukaufen. Nach langwierigen Verhandlungen geling dies und Christian
Weber, Sohn von Inge und Kurt Weber, übernahm als Geschäftsführer den Wiederaufbau. Unterstützt
wurde er bei dieser schwierigen Aufgabe von seinem Vater.
Durch Zufall wurde 1991 ein Industrievertreter aus dem Raum Köln gefunden, der die Produkte in der
deutschen und europäischen Kabelindustrie bekannt machte. Es ging bergauf, neue Produkte wurden
entwickelt und das Unternehmen investierte wieder in Maschinen und Technik. Ab 1995 liefen die
Geschäfte so gut, dass der Betrieb mit bis zu 30 Mitarbeitern in drei Schichten produzierte. Das
Produktprofil hatte sich geändert und es wurden hauptsächlich Zwirne für Putztücher, Papiergarne und
Kabelgarne hergestellt.
Im Jahr 2006 wurde der Betrieb an die Textilgruppe Hof veräußert und unter dem Namen Hoftex Max
Süss GmbH mit Christian Weber als Geschäftsführer weitergeführt. Christian Weber blieb bis zum
Jahr 2008 im Unternehmen tätig. Ein Jahr später verstarb sein Vater Kurt Weber.

Ein Traditionsunternehmen im Hier und Jetzt
Am 27. Dezember 2017 wurde das Unternehmen schließlich durch die Hoftex Group an die eigens
zu diesem Zweck gegründete Max Süss GmbH & Co. KG mit Sitz in Cranzahl verkauft. Hinter der neu
gegründeten Firmierung stehen Herbert und Christopher Schmitz. Sie bildeten zuvor mit der Schmitz
Industrievertretungen ohG die Handelsvertretung der Hoftex Max Süss GmbH. Die beiden
Unternehmer aus dem Kölner Raum kennen das Unternehmen Max Süss und dessen Portfolio bereits
seit 1991.